Der wundervolle Qur´an : Die detailgetreue Bewahrung des Qur´an
Viele Dinge aus der Geschichte der Bibel wurden mir schmerzhaft bewusst und dies war eines der Hauptprobleme, das ich mit dem Christentum hatte.[1] Ich hatte Pastoren und ähnliche über diese Dinge befragt und die meisten von ihnen zu jener Zeit, es war bevor die Fundamentalisten den Hauptstrom bildeten, waren sehr aufgeschlossen darüber und gaben zu, dass es Probleme mit der historischen Authentizität der Bibel gab. Zur selben Zeit begaupteten die meisten aber, dass die “Lehren” bewahrt geblieben seien, die Einzelheiten jedoch nicht. Mit anderen Worten, die Bibel war ganz deutlich nicht Gottes Wort; sie behaupteten die Schreiber der Bibel seien von Gott “inspiriert” worden. Das war das mindeste, das sie beanspruchen konnten, auch wenn sie es nicht beweisen konnten. Dies schien mir blinder Glaube zu sein, denn wenn du nicht genau weißt, ob die Einzelheiten bewahrt worden sind, wie kannst du dir dann so sicher sein, dass die Hauptlehren wirklich bewahrt geblieben sind? In Wirklichkeit wissen wir noch nicht einmal, wer Matthäus, Markus, Lukas und Johannes überhaupt gewesen sind und warum gerade ihre Namen mit den berühmten Evangelien in Verbindung stehen.
In diesem Licht fand ich Jeffrey, als ich zu beweisen versuchte, dass es weniger Schwierigkeiten mit der Zusammenstellung des Qur´an gegeben hatte, denn wie sich zeigt, ist die Zusammenstellung des Qur´an von den frühesten Jahren an bis hin ins kleinste Detail bekannt, da der größte Teil der Arbeit noch zu den Zeiten der Prophetengefährten stattgefunden hat. Ich war sehr beeindruckt und dieser angenommene Angriff auf den Qur´an, auf den ich mich zuvor bezog, veranlasste mich, meine Studien des Qur´an fortzusetzen. (Natürlich las ich später Antworten auf Jeffreys Argumente, die seine Behauptungen, der Qur´an sei nicht absolute bewahrt geblieben, widerlegen.)
Das Versprechen des Qur´an, dass er bewahrt bleiben wird
Jedenfalls sprang mir ins Auge, dass der Qur´an von sich selbst sagt:
“Wahrlich, Wir Selbst haben diese Ermahnung herabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.” (Quran 15:9)
Dies fand ich interessant, denn im Qur´an gibt es eine deutliche Bezugnahme darauf, wie die früheren Völker daran gescheitert sind, die Botschaften, die sie erhalten hatten, zu bewahren.[2] Daher, angesichts dessen, was der Qur´an über die früheren Offenbarungen sagt, war dies eine sehr kühne Aussage. Und zufällig kann man eine der Prophezeiungen des Qur´an in Betracht ziehen – wenn man aus der jüdisch-christlichen Perspektive schaut, Prophezeiungen waren für mich etwas Wichtiges. Wenn sie sich nicht bewahrheiten, dann würden sie in meinen Augen das Bild sehr zerstören; wenn sie sich aber bewahrheiten, dass würde ich das als ein sehr gutes Zeichen betrachten.
Wieder einmal präsentiert die Geschichte des Islam ein ganz anderes Szenario als die der früheren Offenbarungen. Der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, lebte vor 1400 Jahren. Er ist zweifellos der “historischste” der verschiedenen Propheten. Aus diesem Grund ist die Geschichte des Qur´an bekannt und dokumentiert.
Der Qur´an wurde mit allergrößter Sorgfalt bewahrt. Der Qur´an beschreibt sich selbst als etwas zu “Lesendes” (Qur´an) und ein Buch (Kitaab). Und in der Tat wurde er auf diesen beiden Wegen äußerst gewissenhaft erhalten.
Als der Prophet noch lebte, hatte er besondere Schreiber, die die Offenbarung niederschrieben, wenn er sie bekam. Der Qur´an wurde nicht alles auf einmal offenbart. Er wurde über einen Zeitraum von 23 Jahren offenbart und berichtet. Während dieser Zeit konnte der Prophet jederzeit eine Offenbarung erhalten. Wenn es so war, war dies an äußeren Zeichen am Propheten erkennbar (ein Punkt, der manche zu der Behauptung hinriss, er sei einfach Epileptiker gewesen). Er rief dann nach seinen Schreibern und wiederholte ihnen genau, was ihm offenbart worden war und wo genau die neue Passage hinpasste, angesichts dessen, was ihm bereits von Gott offenbart worden war.
Der Qur´an, der kein besonders großes Buch ist, wurde von der Zeit des Propheten Muhammad selbst genauso im Gedächtnis bewahrt, wie in der geschriebenen Form. Viele der Gefährten des Propheten hatten den ganzen Qur´an auswendig gelernt, und weil sie befürchteten, was den früheren religiösen Gemeinschaften geschehen war, trafen sie die nötigen Vorkehrungen, um ihn vor Veränderungen jeglicher Art zu beschützen. Auch heute noch wird der Qur´an auswendig gelernt – ein anderer erstaunlicher Aspekt des Qur´an. Und tatsächlich sagt Gott über den Qur´an:
“Und wahrlich, Wir haben den Qur´an leicht zu verstehen und auswendig zu lernen gemacht…” (Quran 54:17)
Bis zum heutigen Tage kennen Millionen Muslime den Qur´an auswendig. Wenn Ray Bradburys Fahrenheit 451 heute Realität wurde und alle Bücher zu Asche verbrannt würden, dann wurde der Qur´an immer noch überleben. Die Muslime wären in der Lage, den ganzen Qur´an aus dem Gedächtnis wieder aufzuschreiben.
Bald nach dem Tod des Propheten wurde der Qur´an zusammengestellt und kurz darauf wurden offizielle Abschriften davon in entfernte Länder geschickt, um sicherzustellen, dass der Text rein blieb. Auch jetzt noch kann man in jeden Teil der Welt reisen und eine Kopie des Qur´an zur Hand nehmen und feststellen, dass er überall auf der Welt der gleiche ist.[3]
Sogar die Sprache des Qur´an, die wesentlich ist, um das wahre Verstehen des Textes zu bewahren, wurde erhalten.[4] Für die früheren Propheten wie Moses und Jesus kann man das nicht behaupten, deren Hebräisch und Aramäisch schon lange nicht mehr existieren.
Wie schon zuvor bemerkt, wurde mit größter Sorgfalt sichergestellt, dass alles, das nicht zur direkten Offenbarung Gottes gehörte, - selbst die Aussagen des Propheten – aus dem Qur´an ferngehalten wurde. Der Qur´an ist nichts als die Worte, die der Prophet als Offenbarung erhalten und seine Gefährten davon in Kenntnis gesetzt hat, dass sie Teil des Qur´an sind. Daher unterscheidet sich der Qur´an absolut von der Bibel, die Geschichten über die Propheten, Kommentare zu ihren Leben und Lehren, Briefe und Schriften von Nicht-Propheten und anderes enthält. Keine solchen menschlichen Veränderungen und Zusätze sind im Qur´an zu finden.
Also der Qur´an beeindruckte mich auf zwei Arten: Erstens erklärt er selbst, dass er das Wort Gottes ist und nicht durch menschlichen Worte verunreinigt ist. Zweitens wurde er sorgfältig von der Zeit seiner Offenbarung bis jetzt erhalten. Aus diesen Gründen wollte ich damit fortfahren, ihn zu studieren und seine Lehren zu analysieren.
Ganz davon abgesehen, könnte man mit Recht fragen, warum Gott erlaubte, dass die früheren Offenbarungen verändert wurden und nicht erhalten blieben. Man kann sich dahinter viele wichtige Gründe denken. Erstens geht aus ihren eigenen Schriften ganz klar hervor, dass die frühen Propheten wie Moses und Jesus nicht für die gesamte Menschheit geschickt worden waren. Ihre Botschaften richteten sich eindeutig an die Stämme Israels und galten nur für ihre bestimmte Zeit. Tatsächlich lehrt uns Gott, dass Er zu allen Völkern Gesandte geschickt hat, allerdings mit begrenzten Zielen. Der Prophet Muhammad und daher auch seine Offebarung wurde für die gesamte Menschheit bis zum Tag des Gerichts geschickt. Zweitens wenn ihre Offenbarungen bewahrt geblieben waren, hatten ihre Anhänger dies als Begründung dafür vorweisen können, dass sie ihrem Propheten weiter folgen und sich weigern, dem Propheten Muhammad zu folgen. Da es aber ziemlich offensichtlich ist, wie aufgrund historischer Beweise, widersprüchlicher Aussagen im Text usw. deutlich zu erkennen ist, dass ihre Schriften nicht in allen Einzelheiten erhalten geblieben sind und dass sie nicht beanspruchen können, Gottes reiner Religion zu folgen – ohne dass diese durch menschlichen Eingriffe verändert wurde – haben sie keine gültige Entschuldigung dafür, ihre nicht-erhaltene Offenbarung nicht aufzugeben und der wahren, vollständigen und genauen Offenbarung Gottes, die sich im Qur´an befindet, zu folgen.
Footnotes:
[1] Unglücklicherweise erlaubt der Platz keine detaillierte Diskussion dieses Themas, obwohl es für meinen Vergleich zwischen der Bibel und dem Qur´an sehr wichtig war. Der Kürze wegen werden die Schlussfolgerungen eines Autors über das Alte Testament präsentiert. Nach einer längeren Erläuterung der Geschichte der Tora, schließt Dirks:.
Die allgemein anerkannte Tora ist kein einzelnes, einheitliches Dokument. Es ist eine gebastelte Zusammenstellung... mit zusätzlichen Pflanzungen. Während Moses, die Person, die die ursprüngliche Version erhalten hatte, welche die Tora repräsentieren soll, nicht später als im 13 Jahrhundert vCh. und wahrscheinlich im 15. Jahrhundert vChr. gelebt hatte, wird die anerkannte Tora auf eine viel spätere Epoche geschätzt. Die älteste indentifizierbare Grundlage der anerkannten Tora, d.h., J, kann nicht älter als aus dem 10. Jahrhundert vChr. sein. Desweiteren wurden diese verschiedenen Grundlagen nicht vor dem 4. Jahrhundert vChr. zusammengestellt, was ungefähr 1000 Jahre nach Moses Tod war. Außerdem wurde die anerkannte Tora nie anhand der mindestens vier verschiedenen Texte, die aus dem ersten Jahrhundert nChr. existieren, standardisiert, was ungefähr 1500 Jahre nach Moses Leben war. Wenn man zusätzlich den masoretischen Text als den “offiziellsten” annimmt, so ist das älteste existierende Manuskript von ca. 895nChr., was ungefähr 2.300 Jahre nach Moses bedeutet. Kurz gesagt, obwohl die anerkannte Tora einiges aus der ursprünglichen Tora enthalten könnte, ist die Herkunft der anerkannten Tora größtenteils unbekannt und kann keinesfalls auf Moses zurückgeführt werden. [Jerald F. Dirks, The Cross & the Crescent (Beltsville, MD: Amana Publications, 2001), S. 53. Andere wichtige Diskussionen über die Echtheit des Alten Testament kann man bei Maurice Bucaille, The Bible, the Quran and Science (Indianapolis, IN: American Trust Publications, 1978), S. 1-43; M. M. Al-Azami, The History of the Quranic Text from Revelation to Compilation: A Comparative Study with the Old and New Testaments (Leicester, United Kingdom: UK Islamic Academy, 2003), S. 211-263] finden.
Obwohl Jesus viele Jahrhunderte nach Moses kam, erging es seiner Offenbarung nicht viel besser. Eine Gruppe christlicher Gelehrter, bekannt als Fellows of the Jesus Seminar versuchten, festzustellen, welche der Aussagen, die Jesus zugeschrieben werden, tatsächlich als echt betrachtet werden können. Sie stellten fest: “82% der Worte, die in den Evangelien Jesus zugeschrieben werden, sind tatsächlich nicht von ihm gesprochen worden.” [Robert W. Funk, Roy W. Hoover and the Jesus Seminar, The Five Gospels: What did Jesus Really Say? (New York: MacMillan Publishing Company, 1993), S. 5.] Bei der Beschreibung der Geschichte der Evangelien schrieben sie: “Wahrheit ist, dass die Geschichte der griechischen Evangelien, von ihrer Entstehung im ersten Jahrhundert bis zu der Entdeckung der ersten Abschriften am Anfang des Dritten, größtenteils unbekannt und daher unerforschbares Territorium bleibt.” [Funk, et al., S. 9.] Bart Ehrman’s Werk The Orthodox Corruption of Scripture hat kenntlich gemacht, wie die Schrift im Laufe der Zeit verändert worden ist. In seiner These stellt er am Anfang fest, was er später im Detail auch beweist: “Meine These ist einfach: Schreiber veränderten gelegentlich die Worte ihres heiligen Textes, um sie orthodoxer klingen zu lassen und sie vor Missbrauch durch Christen mit abwegigen Ansichten zu schützen.” [Bart D. Ehrman, The Orthodox Corruption of Scripture: The Effect of Early Christological Controversies on the Text of the New Testament (New York: Oxford University Press, 1993), S. xi.] Das ist so, als wenn man die Kutsche vor das Pferd spannt. Der Glaube soll auf den überlieferten Texten basieren und die Texte sollten nicht verändert werden, um zum Glauben zu passen.
Merke, dass diese ersten beiden Vordersätze bezüglich der Religion eng miteinander verbunden sind. Im allgemeinen erkennt ein großer Teil der Christen an, dass ihre Texte nicht exakt bewahrt worden sind.
Dies deutet auf menschlichen Eingriff und Veränderung. Da der Text irgendwie verdreht wurde, verleitet es sie dazu, zu denken, der Text müsse “korrigiert” werden. Daher geben sie sich selbst die ultimative Autorität zu entscheiden, wie die Religion sein sollte. Im Oktober 2005 kamen dann die Bischöfe Englands mit einem Papier, in dem sie feststellten, dass es in der Bibel zahlreiche Aspekte gäbe, die nicht als wahr betrachtet werden könnten. Sie gehen weiter damit aufzuzeichnen, was in der Bibel wahr ist und was nicht wahr ist. Wenn die ursprünglichen Texte sorgfältig bewahrt worden wären, bestünde auch keine Notwendigkeit, sie zu korrigieren oder man bräuchte keine neue Autorität, um festzulegen, was annehmbar und was abzulehnen ist.
[2] Der Qur´an selbst beruft sich auf die Verdrehungen der früheren Bücher durch die früheren Völker ebenso wie ihre Versuche, manches von der Offenbarung geheimzuhalten. Siehe beispielsweise: Quran 5:14-15 und 4:46.
[3] Eine detaillierte Geschichte des Qur´an und seiner Erhaltung kann man finden in: M. M. Al-Azami, The History of the Quranic Text from Revelation to Compilation: A Comparative Study with the Old and New Testaments (Leicester, United Kingdom: UK Islamic Academy, 2003), S. 1-208.
[4] Die Unterschiede zwischen dem Klassischen Arabisch (der Sprache des Qur´an) und dem Modernen Standard Arabisch sind leicht und belanglos. Jemand, dem Arabisch nicht vertraut ist, kann mit dem folgenden Buch einen Überblick erhalten, wann solche Unterschiede auftreten: Elsaid Badawi, M. G. Carter and Adrian Gully, Modern Written Arabic: A Comprehensive Grammar (London: Routledge, 2004).