Die Spur Gottes wurde im Gehirn gefunden
„Die Spur Gottes wurde im Gehirn gefunden“
von Steve Connor
Wissenschaftskorrespondent
WISSENSCHAFTLER glauben, dass sie ein “Gottesmodul” im Gehirn gefunden haben, welches für den sich entwickelnden menschlichen Instinkt an Gott zu glauben, verantwortlich sein könnte.Bei einer Studie an Epileptikern, bei denen bekannt war, dass sie tief greifende spirituelle Erfahrungen gemacht hatten, wurde eine Nervenschaltung im vorderen Hirnbereich lokalisiert, die elektrisch aktiv zu werden scheint, wenn diese an Gott denken.
Die Wissenschaftler sagen, dass obwohl die Forschung und deren Ergebnisse noch im Versuchsstadium sind,die ersten Resultate darauf hinweisen, dass das Phänomen des religiösen Glaubens im Gehirn „verankert“ ist.
Epilepsiepatienten, die unter Verbindung des vorderen Hirnlappens leiden, haben gesagt, dass sie regelmäßig intensive mystische Erlebnisse haben und auch oft von religiöser Spiritualität beherrscht.
Eine Neurologengruppe der Universität Kaliforniens in San Diego sagte, dass die fesselndste Erklärung dafür sei, dass diese Verbindung eine Überreizung der Nerven in einem Hirnteil verursacht, der als „Gottesmodul” bezeichnet wird.
„Es könnte in den für die Zeit zuständigen Lappen eine spezielle Nervenmaschinerie geben, die mit der Religion in Verbindung steht. Dies könnte sich entwickelt haben, um der Gesellschaft Ordnung und Stabilität zu gewähren,“ berichtete die Gruppe letzte Woche bei einer Konferenz.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es von der Intensität der elektrischen Hirnströme dieses Bereiches abhängen könnte, ob eine Person an eine Religion oder an Gott glaubt.
Dr. Vilayanur Ramachandran, der Leiter des Forscherteams, sagte, dass die Studien dazu Anlass gaben, Epilepsiepatienten mit normalen Menschen zu vergleichen und ebenso eine Gruppe von Personen, welche von sich sagen, sie seien sehr religiös. Stromanzeiger auf deren Haut – ein Standardtest für Aktivitäten im Zeitlappen des Gehirns – zeigten, dass bei Epileptikern und sehr religiösen Personen eine ähnliche Reaktion auftrat, wenn man ihnen Worte mit spirituellem Inhalt zeigte.
Evolutionswissenschaftler gingen bisher davon aus, dass der Glaube an Gott, der ja zu jeder Zeit eine überall in menschlichen Gesellschaften häufig vorkommende Eigenschaft ist, im Komplex der Gehirnströmungen verankert sein könnte und
somit eine Art darwinsche Einrichtung darstellen könnte, welche dazu stimuliert, dass Individuen mehr miteinander kooperieren. Sollte die Forschung sich als richtig erweisen und das “Gottesmodul” existieren, so könnte es darauf hinweisen, dass atheistische Individuen eine anders konfigurierte Nervenströmung aufweisen könnten.
Der Bischof von Oxford, ein Vertreter Richard Harries, sagte, dass die Frage, ob es ein Gottesmodul gäbe, eine naturwissenschaftliche und keine theologische Frage sei. „Es wäre keine sonderliche Überraschung, wenn Gott uns mit einer physischen Fähigkeit zum Glauben erschaffen hätte”, sagte er.[1]
Trotz der sich immer durchsetzenden Erkenntnis, dass der Mensch mit einer „physischen Veranlagung zum Glauben“ ausgestattet ist, veranlasst die Tatsache, dass sich die Gottesvorstellung in den menschlichen Gesellschaften so sehr unterscheidet, einige Denker, sogar solche unter ihnen, die an Gott glauben, immer noch zu der Annahme, Religionen seien Menschenwerk. Durch Forschungen wird jedoch deutlich, dass es eine theologische Gemeinsamkeit gibt, welche all die verschiedenen Religionen mit einander verbindet. Diese Gemeinsamkeit ist der Glaube an eine höhere Existenz unter den vielen Göttern. Also ein monotheistisches Fundament, welches sogar in den ausgeprägtesten pantheistischen religiösen Systemen vorhanden ist. Die Gottesvorstellung im Hinduismus zum Beispiel ist ein Beispiel für viele Religionen und untermauert die Meinung, dass Menschen ursprünglich Monotheisten waren und erst durch verschiedene degenerative Prozesse Polytheisten wurden. Trotz all seiner Götter und Götzen existiert über all diesen im Hinduismus ein oberster Gott: Brahman.
Früher sind die meisten Anthropologen davon ausgegangen, dass sich die Religion von verschiedenen Stufen des Polytheismus zum Monotheismus entwickelt hat. Sie gingen davon aus, dass es damit begann, dass der frühe Mensch die Kräfte der Natur verehrte und sich dann vielleicht zum Ditheismus entwickelte, indem alle übernatürlichen Kräfte zu zwei großen Göttern zusammengefasst wurden (ein Gott des Guten und des Bösen). Schlussendlich wurde dies vereinfacht und entwickelte sich zum Glauben an einen Gott, dem Monotheismus. Laut den Anthropologen und Soziologen hat die Religion keinen göttlichen Ursprung und ist vielmehr ein Nebenprodukt der Entwicklung von Einbildungen des frühen Menschen, welche allesamt darauf zurückzuführen sind, dass man damals kein naturwissenschaftliches Wissen besaß.
Deshalb glauben auch genau diese Theoretiker, dass die Wissenschaft wahrscheinlich alle Geheimnis der Natur lüften werde, was dadurch zustande kommt, dass man eben nicht die Religion verwendet, um Naturphänomene zu erklären und demzufolge auch alle Religionen ausgelöscht werden können.
Der angeborene Glaube des Menschen an eine höhere Existenz scheint jedoch gerade die Sichtweise der anderen Seite zu unterstützen, welche sagt, dass die Menschheit mit dem Monotheismus begann und sich mit der Zeit in verschiedenen Formen von Polytheismus verloren hat. Diese Meinung wird darüber hinaus noch durch den Umstand bestätigt, dass alle sogenannten primitiven Stämme, welche „entdeckt“ wurden, alle an eine höhere Existenz glaubten. Egal in welcher evolutionären Entwicklungsstufe der Religion sie „entdeckt“ wurden, glaubten doch die meisten von ihnen an ein höheres Wesen, das über den anderen Göttern und Geistern steht. So ist also das Prinzip, dass es in fast allen Religionen ein einziges höheres Wesen gibt, ein Beweis, dass sich die breite Masse vom Monotheismus entfernte, indem einige Eigenschaften Gottes anderen Geschöpfen zugesprochen wurden. In manchen Fällen wurden diese als Untergötter oder als Vermittler angesehen. Es findet sich im Kern jeder Religion, in welcher Form auch immer, ein höchster Gott.