Raum für Gott


Dr. Jaafar Sheikh Idris


Beschreibung: Eine kritische islamische Bewertung der Ideen mancher zeitgenössischer Physiker: 3.Teil: Die einzige Schlussfolgerung der Reihe von Ursachen ist, dass es eine ultimative und externe Ursache gibt, die zu all den anderen führt. 


Die Vorstellung, dass etwas nicht durch irgendetwas erschaffen wurde, dass es aus dem nichts entsteht, unterscheidet sich erheblich von der Vorstellung, dass es sich selbst erschafft.  Es ist seltsam, wenn man dann manche Wissenschaftler hört, die darüber sprechen, als wäre es ein und dieselbe Sache.  Es war nicht nur Davies, der diese beiden Bemerkungen durcheinander brachte, die gerade zitiert wurden, sondern auch andere.  Taylor erzählt uns, dass Elektronen sich selbst aus dem nichts erschaffen können, in der Art, wie Baron Münchausen sich selbst davor bewahrte, im Sumpf zu versinken, indem er sich selbst an seinen Stiefelriemen herauszog. 
Es ist, als wenn diese Partikel, besondere Partikel seien, die in der Lage sind, sich selbst an ihren Stiefelriemen (die in ihrem Fall die Kräfte zwischen ihnen sind), um sich selbst aus nichts zu erschaffen, wie Baron Münchausen sich selbst ohne sichtbare Hilfsmittel gerettet hat...  Dieses an-  den-Stiefelriemen-ziehen wird zu einem wissenschaftlich respektablen Szenario für die Erschaffung eines überaus spezialisiertes Universum aus dem nichts.  (Taylor, 46)


Ist es Wissenschaft oder Science Fiction, das uns hier erzählt wird?  Taylor weiß und sagt, dass Münchausen nur eine Geschichte ist; was er behauptet, getan zu haben, ist tatsächlich etwas, das physikalisch unmöglich machbar ist.  Trotz dessen will Taylor mit seiner Idee etwas erklären, das nicht real, aber von äußerster Bedeutung ist, und daher endet er damit, etwas zu sagen, das absurder ist als Münchausens erfundene Geschichte von seiner Rettung, indem er sich an den Stiefelriemen herauszog.  Wenigstens sprach Münchausen von Dingen, die bereits existierten.  Aber Taylors besondere Partikel agieren bereits, bevor sie erschaffen wurden!  Sie "ziehen sich selbst an ihren eigenen Stiefelriemen… um sich selbst aus dem nichts zu erschaffen"! 
Falsche Götter


Die dritte Alternative dazu, die Erschaffung von Dingen dem wahren Gott beizumessen, ist, sie falschen Göttern beizumessen.  Daher versuchen viele Atheisten die Erschaffung vergänglicher Dinge, anderen Dingen beizumessen, die selbst vergänglich sind (wie wir zuvor gesagt haben).  Davies sagte: 
Die Vorstellung von einem physikalischen System, das eine Erklärung in sich selbst enthalten könnte, könnte dem Laien paradox erscheinen, aber es ist eine Vorstellung, die in der Physik einen Rang hat.  Während man einräumen könnte (wenn man die Nebenwirkungen ignoriert), dass jedes Ereignis zufällig sei und für seine Erklärung von anderen Ereignissen abhängig ist, braucht man nicht zu folgern, dass diese Reihe entweder endlos so weiter geht oder bei Gott endet.  Sie könnte sich zu einem Ring schließen.  Zum Beispiel vier Ereignisse oder Objekte oder Systeme E1, E2, E3 und E4 können folgenden Abhängigkeit von einander haben:  (Davies, 47)

Aber dies ist ein deutliches Zeichen für einen sehr tückischen Kreis.  Nimm irgendeines dieser angenommenen Ereignisse, Objekte oder Systeme.  Lassen wir es E1 sein und frag, wie es zustande kam.  Die Antwort lautet: es wurde von E4 verursacht, das ihm vorausging: aber was ist die Ursache für E4?  Es ist E3; und die Ursache für E3 ist E2, und für E2 ist E1.  Also ist E4 die Ursache für E1und E1 ist die Ursache für E4, was bedeutet, dass jedes einzelne vorausgeht und von einem anderen gefolgt wird.  Macht dies einen Sinn?  Wenn diese Ereignisse usw tatsächlich existieren, dann kann ihr zur Existenz gelangen nicht auf die Weise verursacht worden sein, die Davies meint.  Ihre ultimative Ursache muss außerhalb dieses tückischen Kreises liegen. 
Und der Philosoph Passmore rät uns, folgendes zu vergleichen:. 

(1) jedes Ereignis hat eine Ursache;


(2) zu wissen, dass ein Ereignis das geschehen ist, dann muss man wissen, wie es zustande kam. 
Das erste sagt uns lediglich, dass wenn wir uns für die Ursache eines Ereignisses interessieren, dann gibt es immer eine Ursache, die wir entdecken können.  Aber es stellt uns frei, an jedem Punkt zu beginnen und zu enden, den wir auf der Suche nach Ursachen wählen; wir können, wenn wir wollen, auf der Suche nach der Ursache der Ursache weitermachen und so weiter ad infinitum, aber wir brauchen es nicht tun; wenn wir eine Ursache gefunden haben, haben wir eine Ursache gefunden.  Die zweite Feststellung allerdings wird uns nie gestatten, vorzubringen, dass wir wissen, dass ein Ereignis stattgefunden hat... Denn wenn wir erst wissen können, dass ein Ereignis stattgefunden hat, wenn wir das Ereignis, das  seine Ursache ist, herausgefunden haben, dann können wir gleichermaßen nicht wissen, dass das ursächliche Ereignis stattgefunden hat, bis wir dessen Ursache kennen und so weiter ad infinitum.  Kurz gesagt, wenn die Theorie ihr Versprechen erfüllen soll, muss die Reihe irgendwo abbrechen, aber die Theorie ist so, dass die Reihe nicht einfach irgendwo enden kann – es sei denn, ein Anspruch auf ein Privileg wurde  für ein bestimmtes Ereignis gestützt, d.h. die Erschaffung des Universums.  (Pasture, 29)
Wenn du darüber nachdenkst, gibt es keinen wirklichen Unterschied zwischen diesen beiden Reihen, wie Ibn Taymiyya vor langer Zeit deutlich erklärt hat.  (Ibn Taymiyyah, 436-83).  Man kann die erste Reihe so verdeutlichen: damit ein Ereignis geschieht, muss seine Ursache passieren.  Wenn dann die Ursache selbst verursacht ist, dann wird das Ereignis nicht eher geschehen, bis die Ursache geschieht und so weiter ad infinitum.  Daher werden wir keine Reihe von Ereignissen haben, die tatsächlich stattfinden, sondern eine Reihe von nicht-Ereignissen.  Und da wir wissen, dass es Ereignisse gibt, schließen wir daraus, dass ihre tatsächliche ultimative Ursache kein vergängliches Ding oder keine Reihe von vergänglichen Dingen gewesen sein kann, sei es begrenzt oder unendlich.  Die ultimative Ursache muss von einer Natur sein, die sich von den vergänglichen Dingen unterscheidet, es muss ewig sein.  Warum sage ich ´ultimativ´?  Weil ich vorher gesagt habe, Ereignisse können als wirkliche Ursachen für andere Ereignisse betrachtet werden, so lange wir sie als die unvollständigen und abhängigen Ursachen anerkennen, die sie sind und als solche nicht die Ursachen, die das zur Existenz gelangen von irgendetwas in irgendeinem absoluten Sinn erklären können, was bedeutet, dass sie nicht die Stellung Gottes einnehmen können.


Was ist die Bedeutung dieses Geredes über Reihen nach alledem?  Es mag einige Entschuldigungen dafür vor dem Urknall gegeben haben, aber es hätte zumindest Davis klar sein müssen, das es für dies alles keinen Platz in einer Weltsicht gibt, wenn eine Person daran glaubt, dass das Universum einen absoluten Anfang hatte. 
In der Tat ist alles um uns herum vergänglich und dass es nicht hätte erschaffen werden können außer durch einen ewigen Schöpfer, ist den Menschen seit der Dämmerung ihrer Erschaffung bekannt, und dies ist noch immer der überwältigende Glaube der Mehrheit der Menschen auf der ganzen Welt.   Es wäre daher ein Fehler, von diesem Schriftstück den Eindruck zu gewinnen, dass die Existenz Gottes an der Theorie vom Urknall aufgehängt wäre.  Das ist ganz sicher nicht mein Glaube, noch war es das Ziel dieses Schreibens.  Das Hauptziel dieses Schreibens war eher, dass wenn ein Atheist an die Theorie vom Urknall glaubt, dann kommt er nicht darum herum, zuzugeben, dass das Universum von Gott erschaffen wurde.  Dies ist, was in der Tat einige Wissenschaftler frei zugaben, während andere zögerten, es offen zu verkünden. 
Es besteht kein Grund, anzunehmen, dass Materie und Energie vorher existiert haben und plötzlich in Aktion traten.  Worin hätte sich dieser Augenblick von den anderen Augenblicken in der Ewigkeit unterscheiden können?  ... Es ist einfacher, die Erschaffung ex nihilo vorauszusetzen, Gott wird die Natur aus dem Nichts entstehen lassen.  (Jastro,122)


Was die erste Ursache des Universums im Zusammenhang mit der Expansion angeht, bleibt es dem Leser überlassen, [etwas] einzusetzen, aber unser Bild ist ohne Ihn unvollständig.  (Jasrow,122)
Dies bedeutet, dass das Anfangsstadium des Universums sorgfältig ausgewählt werden muß, wenn der Urknall tatsächlich am Beginn der Zeit stattgefunden hat.  Es wäre ziemlich schwierig, zu erklären, warum das Universum gerade auf diese Weise begonnen haben soll, zu existieren, außer dadurch, dass es die Tat Gottes gewesen ist, der beabsichtigte, Wesen wie uns zu erschaffen. (Hawking,127)
Referenzen
Al Ghazali, Abu Hamid, Tahafut al Falasifa, edited by Sulayman Dunya, Dar al Ma'arif, Cairo, 1374 (1955)
Berman, David, A History of Atheism in Britain (Eine Geschichte des Atheismus in Großbritanien), London and New York, Routledge, 1990.


Boslough, John, Stephen Hawking's Universe: an Introduction to the most remarkable Scientist of our Time (Stephen Hawkings Universum: eine Einführung zum bemerkenswertesten Wissenschaftler unserer Zeit ),  Avon Books, New York, 1985.


Bunge, Mario, Causality: The Place of the Causal Principle in Modern Science (Die Stellung des Kausal-Prinzips in der modernen Wissenschaft ), The world publication Co. New York, 1963
Carter, Stephen L. The Culture of Disbelief: How American Law and Politics Trivialize Religious Devotion (Die Kultur des Unglaubens: Wie das Amerikanische Gesetz und die Politik die religiöse Ergebenheit trivialisieren.). Basic Books, Harper Collins, 1993.


Concise  Science Dictionary,  Oxford University Press, Oxford, 1984
Davies, Paul, (1) The Cosmic Blueprint: New Discoveries in Nature's Creative Ability to Order the Universe (Der Kosmische Plan: Neue Entdeckungen in der kreativen Fähigkeit der Natur, das Universum zu ordnen ), Simon & Schuster Inc, London, 1989. (2) God & The New Physics (Gott und die Physik ), The Touchstone Book, New York, 1983.


Fritzsch, Harald, The Creation of Matter: The Universe From Beginning to End (Die Erschaffung der Materie: Das Universum von Anfang bis Ende), Basic Books Inc Publishers, New York, 1984.
Ibn Rushd, al Qadi Abu al Walid Muhammad Ibn Rush, Tahafut at-Tahafut, edited by Sulayman Dunya, Dar al Ma'arif , Cairo, 1388  (1968.)


Ibn Taymiya, Abu al Abbas Taqiyuddin Ahmad Ibn  Abd al Halim, Minhaj al Sunna al Nabawiya , edited by Dr. Rashad Salim, Imam Muhammad Ibn Saud Islamic University, Riyad,  AH 1406 (1986)
Jastrow, Robert, God And The Astronomers (Gott und die Astronome), Warner Books, New York, 1978.
Hawking, Stephen,  A Brief History of Time (Eine kurze Geschichte der Zeit),
Hoyle, Fred, The Nature of the Universe Die Natur und das Universum), Mentor Books, New York, 1955.
 Kirkpatrick, Larry D. and Wheeler, Gerald F. Physics, A World View (Eine Weltsicht), New York, Saunders College Publishing, 1992.


Newton, Sir Isaac, Optics (Optik), Dover Publications Inc. New York, 1952.
Pasture, J. A,  Philosophical Reasoning (Philosophische Gedanken), New York, 1961.
Taylor, John, When the Clock Struck Zero: Science's Ultimate Limits (Wenn die Uhr null schlägt: die ultimativen Grenzen der Zeit), Picador, London, 1993

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